Zur Klärung vorneweg: ich bin Impfskeptiker und vollständig gegen Corona geimpft (erster Trigger zum Nachdenken).
Derzeit steigt die Corona-Inzidenz erneut stark an und erreicht Höchstwerte. Ein Drittel der Corona-Patienten auf Intensivstationen ist vollständig geimpft. Ein Drittel der Menschen, die derzeit an oder mit SARS-COV-2 sterben, sind vollständig geimpft. Für mich ist das eine herbe Enttäuschung. Unsere Hoffnung war doch, dass wir uns mit einem zugelassenen Wirkstoff impfen lassen und dann sicher sind. Offensichtlich bleiben die Impfwirkung(en) nicht mal neun Monate bestehen.
Die Schuldigen an dieser Misere sind schnell ausgemacht: die Umgeimpften! Der Vorsitzende eines wichtigen Verbands, Weltärztepräsident Montgomery, verstieg sich zu der Aussage von der „Tyrannei der Ungeimpften“! Man vergleiche mit §130 Volksverhetzung.
Ja, natürlich sind die Ungeimpften eine Herausforderung für die Gesellschaft. Aber als noch herausfordernder kann es sich herausstellen, dass die Impfstoffe schon nach wenigen Monaten an Wirkung verlieren, so Christian Drosten kürzlich in der Berliner Zeitung.
Auf wen sollen wir nun schimpfen? Auf die Ungeimpften, auf die Impfstoffhersteller, auf die Politiker? Jeder kann sich heraussuchen, wen er möchte. In Wirklichkeit müssten wir auf die Deltavariante schimpfen, die offensichtlich deutlich ansteigender ist als die Vorgängervarianten. Aber es lässt sich schlecht auf einen mikroskopisch kleinen, faktisch unsichtbaren Virus schimpfen! Viele hatten auf Herdenimmunität gehofft, Immunität durch Ansteckung, und wir müssen nun feststellen, dass einige Menschen, die an Corona erkrankt waren, sich erneut infiziert haben. Also auch hier Enttäuschung! So sind wir also mit unserer Wut und Hilflosigkeit weiter auf der Suche nach Opfern…
Ein weiterer Versuch des Krisenmanagements ist nun die 2G-Regelung, also den Ausschluss von Ungeimpften aus diversen Veranstaltungen. Man kann darüber streiten, ob 3G mit 2G gleichwertig ist. Aber was sind die gesellschaftlichen Konsequenzen aus 2G? Es handelt sich um die systematische Ausgrenzung einer Bevölkerungsgruppe, initiiert nicht durch Extreme, sondern durch demokratische Politiker! Es wird gesagt, dass es sich nicht um Diskriminierung handele, denn jeder hätte ja die Chance sich impfen zu lassen. Das renommierte Paul-Ehrlich-Institut hat in seinem Sicherheitsbericht vom 10.06.2021 zum Beobachtungszeitraum Dezember 2020 bis Mai 2021 vermerkt, dass 8.134 schwerwiegende Reaktionen infolge Coronaimpfungen gemeldet wurden und 873 tödlich verliefen. Das ist nicht wenig und das ist nicht viel im Verhältnis zur Gesamtzahl der Impfungen. Aber die Zahlen sind allemal hoch genug, um Menschen zuzugestehen, dass sie der Impfung skeptisch gegenüberstehen. Man nennt die zugehörigen Vorgänge in unserem Kopf und unserer Seele auch Risikobewertung. Ich habe mich für das Impfen entschieden, weil ich den potentiellen Nutzen für höher als den potentiellen Schaden einschätze.
Eine demokratische Gesellschaft muss es aushalten, dass es immer wieder Minderheiten gibt, die für die Mehrheit unbequem sind. 2G bedeutet, dass man das nicht mehr aushalten will. Könnte es sein, dass wir uns auf einer schiefen Ebene weg vom freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat hin zu einer „Diktatur der Mehrheit“ befinden? Ich bin hinsichtlich Impfung Vertreter der Mehrheit und bitte darum nicht das demokratische Mehrheitsprinzip zu missbrauchen, um unliebsamen Bevölkerungsgruppen ihre Rechte zu nehmen. Wir müssen im Gespräch bleiben…
Selten in letzter Zeit wurden uns Menschen so deutlich unsere Grenzen vor Augen geführt. Vielleicht schaffen wir doch nicht alles allein. Leseempfehlung: Psalm 121.